Habiba al-Shamaa buchte im Februar eine Fahrt mit Uber, um die 25 Kilometer lange Strecke vom Bezirk Fifth Settlement nach Heliopolis zurückzulegen. Das Taxi mit Fahrer kam, und Shamaa machte sich auf den Weg zu ihrem Ziel.
Während der Fahrt stürzte sie sich aus dem fahrenden Fahrzeug. Sie wurde in das Krankenhaus International Medical Center eingeliefert, wo sie drei Wochen später ihren Verletzungen erlag. Sie war 24 Jahre alt.
Familienmitglieder und Freunde versuchten, sich ein Bild davon zu machen, was passiert war. Während der Fahrt hatte ihre Mutter angerufen und hatte Mühe, ihre Tochter zu hören wegen des Lärms im Fahrgastraum, verursacht durch den Fahrer, der sich anhörte, als sei er in einem hitzigen eigenen Telefongespräch, und die dröhnenden Radiolautsprecher. Habiba bat den Fahrer, die Lautstärke zu verringern, aber er weigerte sich. Das Gespräch mit ihrer Mutter endete, und als dann Freunde Shaama anriefen, um herauszufinden, wo sie war, ging ein Fremder ans Telefon.
Es war ein Passant, der Shamaa am Straßenrand liegen sehen hatte und ihr zu Hilfe geeilt war. Später erzählte der Passant den Ermittlungsbehörden, er habe Shamaa sagen hören: "Der Uber-[Fahrer] wollte mich entführen".
Der Fall ging viral und der Fahrer wurde verhaftet. Sowohl die Schwester von Shamaa als auch die Schwester des Uber-Fahrers wurden in abendlichen Talkshows interviewt. Während der Ermittlungen kamen Berichte über die Geschichte des Fahrers mit der Mitfahr-App heraus. Ein Rechtsvertreter von Uber hatte der Staatsanwaltschaft Unterlagen vorgelegt, aus denen hervorging, dass Kunden in der Vergangenheit eine Reihe von Beschwerden gegen den Fahrer eingereicht hatten. Dazu gehörten unter anderem Vorwürfe der sexuellen Belästigung, der Geschwindigkeitsüberschreitung, des Fahrens unter Drogeneinfluss, des Anschreiens von Fahrgästen und des Bestehens auf zusätzlichen Gebühren für die Fahrt, neben anderen Arten von Fehlverhalten. Sein Konto wurde zuvor aufgrund der Vorfälle gesperrt, aber er konnte ein neues eröffnen und unbehelligt weiterarbeiten.
Eine Welle der Empörung erhob sich im Internet als Reaktion auf Shamaas Geschichte. Uber war einst das bevorzugte Unternehmen für eine bestimmte Klasse von Fahrgästen, das sich durch seine Zuverlässigkeit von dem Abenteuer ein reguläres weißes Taxi zu nehmen und dem Stress und der Hektik des öffentlichen Nahverkehrs abhob. Wie konnte man zulassen, dass so etwas passiert?
Uber beschwichtigte die Öffentlichkeit lediglich mit einer Erklärung, in der es seine "tiefe Trauer" über den Tod von Shamaa zum Ausdruck brachte und ihrer Familie und ihren Angehörigen "in dieser schwierigen Zeit" sein Beileid aussprach.
Shamaas Tod war eine Tragödie. Und aus dem Schatten traten weitere Geschichten hervor. Jeder schien eine Geschichte über einen Vorfall mit Uber zu haben - schlechter Service, Streit mit Fahrern, sexuelle Belästigung und baufällige Autos. Es wurde deutlich, dass im Verborgenen schon lange ein Widerspruch zwischen dem guten Ruf des Unternehmens und der riskanten Realität für die Frauen, die den Dienst in Anspruch nehmen bestand. Der Beginn von Uber in Ägypten im Jahr 2014 schien vielversprechend.
In einigen der öffentlich zugänglichen Materialien aus dieser Zeit wird das Engagement des Unternehmens betont, "Fahrer mit sicheren und zuverlässigen Fahrten auf der Straße zu verbinden" und "Verantwortlichkeit und Transparenz in jede Fahrt zu bringen, damit Sie sich sicher fühlen können, wenn Sie mit Uber fahren." Damals wurde dies durch praktische Maßnahmen des Unternehmens zur Gewährleistung der Sicherheit von Fahrgästen unterstützt. Das Unternehmen stellte strenge Anforderungen an seine Fahrer, einschließlich Strafregisterprüfungen und Fahrzeuginspektionen. Es gab auch obligatorische Kurse für Fahrer, in denen sie lernten, wie man Fahrzeuge sicher fährt, wie man sich in der Uber-App anmeldet und was sie brauchen, um ihre Anträge genehmigt zu bekommen. Uber veranstaltete auch Einführungsveranstaltungen für neue Fahrer in den Büros auf dem griechischen Campus der American University in Kairo, neben anderen multinationalen Unternehmen und Tech-Firmen, die in der angesagten Innenstadt angesiedelt sind.
Die Betonung der Sicherheit impliziert eine offensichtliche Besorgnis über das häufige Auftreten von sexueller Belästigung. "Als Uber in Ägypten startete, interessierte sich die Unternehmensleitung für geschlechtsspezifische Fragen und sprach mit HarassMap über eine Zusammenarbeit, um die Fahrten sicherer zu machen", sagt Reem Wael, ehemalige Geschäftsführerin von HarassMap, einer gemeinnützigen Initiative, die mit Hilfe von gemeinschaftsbasierten Online-Kartierungen und der Meldung von sexueller Belästigung gegen die soziale Norm vorgeht und den Opfern gemeinschaftliche Aufmerksamkeit und Unterstützung bietet.
Die gemeinnützige Organisation und das Unternehmen arbeiteten bei einer Reihe von Initiativen zusammen, sagten ehemalige Mitarbeiter der NRO, die über die Partnerschaft 2015-2016 informiert waren. HarassMap führte Schulungen für die Mitarbeiter von Uber durch und entwarf Schulungsmaterial für die Einführungsveranstaltungen, die Uber für die Fahrer durchführte. "Wir haben Uber Definitionen von sexueller Belästigung und deren Ausprägungen gegeben", sagt Ahmed Hegab, der damals als Leiter der HarassMap-Einheit für die Partnerschaft mit Uber verantwortlich war. Hegab sagt, dass das Schulungsmaterial einige der verschiedenen Formen sexueller Belästigung verdeutlichte, wie z. B. unangemessenes Anstarren oder körperliche Berührungen.
Nach der Schulung klebte Uber Aufkleber auf die Fahrzeuge der Fahrer, die darauf hinwiesen, dass der Fahrer eine Schulung zur sexuellen Belästigung erhalten hatte und dass der Fahrer "sich verpflichtet, positiv gegen sexuelle Belästigung vorzugehen".
Der Ansatz des Unternehmens in diesen frühen Jahren bewirkte, dass die Sicherheit schnell zu einem der Alleinstellungsmerkmale von Uber wurde. Da der Dienst in Ägypten bereits ebenso schnell an Popularität gewonnen hat wie in anderen Ländern, erklärte der Direktor für Geschäftsentwicklung und Werbung gegenüber der Presse, dass die Erfolgsgeschichte des Unternehmens auf "Sicherheit" zurückzuführen sei.
Die Sicherheit hat sich offenbar auch auf die Erfahrungen der Kunden mit dem Fahrdienst Uber ausgewirkt. Ein von Uber und der International Finance Corporation gemeinsam erstellter Bericht aus dem Jahr 2018 besagt, dass Frauen in Ägypten Fahrdienste vor allem wegen der "zusätzlichen Sicherheit" nutzen würden. Die Kostentransparenz ist ein zusätzlicher Vorteil, so der Bericht, denn obwohl der Uber-Service im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln nicht die günstigste Option ist, erspart er den Fahrgästen das Aushandeln von Fahrpreisen bei Taxifahrten mit Taxameter oder die Tatsache, dass ein Taxifahrer das Taxameter möglicherweise gar nicht benutzt. Einundfünfzig Prozent der befragten Frauen in Ägypten hielten Uber für eine sichere Option, verglichen mit 33 Prozent der Frauen weltweit, so der Bericht. Mehrere Fahrgäste berichten Mada Masr, dass Uber zu einem festen Bestandteil ihres Alltags geworden ist. Eine Nutzerin gibt an, dass sie den Dienst während ihres Studiums genutzt hat, um zu ihren regelmäßigen Kursen zu gelangen, und dass sie ihn jetzt, da sie arbeitet, für ihren täglichen Arbeitsweg nutzt.
Die Vorgehensweise des Unternehmens in den Jahren nach der Markteinführung war Teil einer klaren Marktkalkulation, so Mohamed Mostafa, ein Buchhalter, der vor über acht Jahren als Fahrer zu Uber kam. "Die Rechnung war einfach. Uber wusste, dass die ägyptische Mittelschicht mit den regulären Taxidiensten immer unzufriedener wurde", sagt er und fügt hinzu, dass das Unternehmen diese Lücke schließen wollte, indem es "eine einfache Möglichkeit bot, bequeme Fahrten zu buchen".
Das Unternehmen wollte nicht nur den Fahrgästen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, sondern machte auch den Fahrern ein ähnliches Angebot, so Mostafa. "Die Strategie des Unternehmens bestand darin, sich auf den Limousinenservice in Kairo zu konzentrieren, zu einer Zeit als der Tourismus nicht gerade boomte und die Fahrer viel Freizeit hatten, während die Autos stillstanden", sagt er. "Fahrer könnten zusätzliches Geld verdienen. Und die Limousinenservice-Unternehmen würden ihre Fahrzeuge auf die Straße bringen."
Während Uber mit HarassMap zusammenarbeitete, um die Kundenzufriedenheit zu verbessern, ging das Unternehmen Partnerschaften mit Finanzinstituten ein, um Arbeitssuchenden zinsgünstige Kredite anzubieten, mit denen sie Autos kaufen und in Vollzeit bei Uber arbeiten konnten, was auch den Fahrern das Gefühl von Sicherheit vermittelte. "Es war ein äußerst profitables Geschäft. Selbst wenn keine Anfragen über die App reinkommen, würden wir immer noch ein garantiertes Einkommen erzielen", sagt Mahmoud Volva, ein Fahrer, der damals zu Uber kam.
Nach eigenen Angaben stellte Uber über 2.000 Fahrer pro Monat ein, und mehr als 40 Prozent der eingestellten Fahrer waren zuvor arbeitslos. In weniger als zwei Jahren würde Uber Zehntausenden von Kunden mit über 45.000 Autos auf den Straßen zur Verfügung stehen.
Im Jahr 2016 leitete die Regierung in Kairo dann ein wegweisendes Strukturanpassungsprogramm ein und führte eine umfangreiche Währungsabwertung durch, die die Öffentlichkeit hart traf. Folglich verdienten die Fahrer plötzlich weniger.
"2016 verdienten die Fahrer 5.000 LE pro Monat, was damals etwa 550 US-Dollar entsprach. Ein Jahr später verdienten die Fahrer 8.000 LE pro Monat, was jedoch 100 US-Dollar weniger entsprach. Die Inflation hat unsere Gewinne aufgefressen", erinnert sich Mostafa
Die Fahrer begannen, sich mehr anzustrengen, damit sich das Geschäft lohnt. "Früher fuhr ein Autobesitzer nach der Arbeit mit seinem eigenen Auto, um etwas Geld dazuzuverdienen, oder er stellte einen Fahrer ein, der einige zusätzliche Fahrten unternahm, wenn der Besitzer bei der Arbeit war", erklärt Mostafa. "Als es schlimmer wurde, stellte der Besitzer zwei Fahrer ein, die das Auto in Schichten fuhren. Diejenigen, die Autos auf Kredit gekauft hatten, mussten mehr bezahlen, während ihr Einkommen sank, also stellten sie eine weitere Person als Hilfe ein".
Einige Limousinenservice-Unternehmen haben ihre Flotten dank der Boni und garantierten Löhne von Uber erweitert, sehen sich nun aber mit steigenden Schulden konfrontiert und müssen schnell handeln und neue Fahrer mit festen Gehältern oder Gewinnbeteiligungen einstellen.
Reem Wael merkt an, dass die große Anzahl von Fahrern letztendlich Teil der Rechtfertigung von Uber war, das Ausmaß der Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung zu begrenzen. Sie sagt, dass es dann zu Konflikten kam, da HarassMap "das Verhalten der Fahrer nicht kontrollieren konnte". HarassMap war sehr daran interessiert, die von Uber angeworbenen Fahrer auszubilden, erklärt Wael, aber das Fahrdienstunternehmen sagte, es sei schwierig, weil es "zu viele" seien.
Es war wichtig, dass Uber seine Expansion fortsetzte und die Zahl der Fahrer und damit auch die Zahl der Fahrgäste erhöhte, um eine vollständige Marktbeherrschung zu erreichen und sicherzustellen. "Der Wettbewerb zwischen Uber und anderen Konkurrenten, wie Lyft in den USA oder Careem im Nahen Osten, zwang das Unternehmen zu noch höheren Ausgaben. Das war der Höhepunkt dessen, was wir als "Burn-Phase" bezeichnen", sagt Khaled Ismail, Gründer und Vorsitzender von Kiangel, einem Investmentfonds, der in Ägypten in Start-ups in der Frühphase investiert. "In dieser Phase ist ein Unternehmen nicht auf Gewinn aus. Sie sucht nach Expansionsmöglichkeiten, um die Investoren davon zu überzeugen, weiter Geld in die Kasse zu pumpen." Uber, das weltweit die Aufmerksamkeit von Investoren auf sich zieht, konnte lokale Konkurrenten wie Easy Taxi oder Ousta leicht verdrängen. "Kleinere Unternehmen hatten nur Millionen von Pfund zur Verfügung, um sie zu unterstützen. Uber hat Milliarden von Dollar ausgegeben, um seine Vorherrschaft zu sichern", sagt Ismail.
In der "Burn-Phase" von Uber hat das Unternehmen bis 2018 weltweit fast 8 Milliarden Dollar an Verlusten angehäuft. Dieselben Investoren, die den Mitbegründer und CEO von Uber, Travis Kalanick, unterstützt hatten, ersetzten ihn durch den ehemaligen CEO der Expedia Group, Dara Khosrowshahi, der die Aufgabe hatte, das Unternehmen umzustrukturieren und in die Gewinnzone zu führen.
Uber hat auch Careem übernommen, seinen Hauptkonkurrenten in der Region, einschließlich der wichtigsten Märkte in Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Zu diesem Zeitpunkt hatte es Uber geschafft, den größten Anteil am privaten Transportmarkt in Ägypten zu erlangen und hatte die Freiheit, zu tun, was immer es wollte. Es gab nicht mehr drei Gerichte auf dem Tisch, sondern nur noch eines, und ein hungriger Mensch aß, was serviert wurde", sagt Ismail.
Mit Dara Khosrowshahi am Steuer und der etablierten Dominanz hat Uber einen Kurs zur Kostensenkung eingeschlagen und eine Markenstrategie unter dem Motto Moving Forward eingeführt. Uber änderte seine Unternehmensstruktur in Ägypten in einer Weise, die den Grad der Beziehung zu den Fahrern veränderte, indem es ausdrücklich feststellte, dass sie freiberufliche Auftragnehmer und keine Angestellten des Unternehmens sind. "Um diese Zeit hat Uber in Ägypten die Rabatte für Nutzer und die Boni für Fahrer gesenkt", sagt Mostafa. Die Krankenversicherung der Fahrer wurde reduziert, ebenso die Unfallversicherung, und vielen Fahrern wurden die Konten gesperrt - was damals zu Beschwerden führte, dass die Entlassungen beabsichtigt waren. Als COVID-19 im Jahr 2020 ausbrach und Länder auf der ganzen Welt Ausgangssperren verhängten, die die Kunden in ihren Häusern hielten, war die Haupteinnahmequelle von Uber effektiv blockiert, und das Unternehmen entließ Hunderte von Mitarbeitern - in Ägypten wurden fast 40 Prozent der Mitarbeiter entlassen.
Da es keinen Wettbewerb mehr gab und eine große Anzahl von Fahrern, war Uber weniger geneigt, die gleiche Eingangsprüfung wie früher durchzuführen, sagt Mostafa. Und die Fahrer wollten immer noch die Möglichkeit haben, von den Einnahmen über Uber zu profitieren. "Fahrer, die zuvor gesperrt waren, kehren nun mit gefälschten Ausweisen und Führerscheinen zurück. Autos, die nicht den Uber-Standards entsprachen, wurden in die App eingeschleust. Drogentests wurden immer einfacher zu fälschen", sagt Mostafa. Dutzende von Facebook-Seiten warben für Dienste, die gesperrte Fahrer dabei unterstützen sollten, neue Konten zu eröffnen, ein älteres Automodell von der App akzeptieren zu lassen oder einen negativen Drogentest oder ein weißes Führungszeugnis vorzulegen. Wenn ein Fahrer aus irgendeinem Grund gesperrt wird, kann er für nur 1.000 LE ein neues Konto erhalten, ohne dass zusätzliche Papiere erforderlich sind.
Als der Fahrer, den Shamaa bestellt hatte, im April vor Gericht stand, wurde er wegen versuchter Entführung, Fälschung von Papieren zur Eröffnung eines neuen Uber-Kontos, Drogenmissbrauchs und Fahrens unter Alkoholeinfluss zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
"Hunderte, wenn nicht Tausende von Fahrern nutzten die App", sagte Akram, ein erfahrener Fahrer, der auch einen YouTube-Kanal betreibt, um seinen Kollegen zu helfen, die App optimal zu nutzen, gegenüber Mada Masr. "Als es der Wirtschaft schlecht ging, waren viele verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Einkommensquelle. Uber hat seinen Preisalgorithmus geändert, um sicherzustellen, dass die Fahrer darauf angewiesen sind."
Akram erklärt, dass Uber im Gegensatz zu anderen Fahrdienstanbietern, die eine feste Gebühr für Fahrten erheben, einen anderen Weg einschlägt. Das Unternehmen ändert sein Preismodell für beide Seiten in regelmäßigen Abständen, was laut Akram darauf abzielt, Fahrer und Fahrgäste zufrieden zu stellen. Doch selbst wenn Uber seine Provision unter die seiner Konkurrenten senkt, die jetzt bei 17,5 Prozent liegt, bleiben die gleichen Fahrten über Uber teurer.
"Uber schafft Abhängigkeiten. Wenn Sie immer mit Uber fahren, erkennt der Algorithmus der App dies und nimmt sich die Freiheit, die Fahrtkosten zu schätzen, unabhängig von der Entfernung oder der voraussichtlichen Fahrzeit. Wenn man die App eine Zeit lang nicht benutzt und dann zurückkommt, werden einem eine billigere Fahrt angeboten, um sicherzustellen, dass man sie wieder nutzt", erklärt Akram.
Für Fahrer könnte dies jedoch "ärgerlich" sein, da sie nie erfahren, welche Provision Uber tatsächlich erhält. "Wenn man eine Benachrichtigung zu einer Fahrt erhält, werden die Entfernung und der eigene Gewinn angezeigt. Aber wenn wir die Fahrt beenden, fordert mich die App manchmal auf, 100 LE für eine 50 LE-Fahrt zu kassieren. Das bedeutet, dass Uber vom Fahrgast mehr Geld verlangt, als es sollte, und [die Fahrer] bekommen nur einen Bruchteil davon", sagt Akram.
Das Modell der "dynamischen Preisgestaltung" ist kein Geheimnis. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, wie es tatsächlich funktioniert. Auch die Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Fahrer sind weltweit in Frage gestellt worden.
"Wenn Uber diese Abhängigkeit für die Fahrgäste geschaffen hat, die Fahrer aber unzufrieden zurücklässt, schafft es tatsächlich Probleme zwischen den beiden. Und wenn immer mehr Fahrer mit gefälschten Dokumenten zugelassen werden, kann man die Sicherheit der Fahrgäste nicht mehr gewährleisten", sagt Akram.
Die Sicherheit und Zuverlässigkeit, die sie mit Uber assoziiert hatten, nahm ab, und die Fahrgäste sahen sich Vorfällen ausgesetzt, bei denen sie sich nicht mehr sicher fühlten.
Als Laila 17 Jahre alt war, unternahm sie eines Abends eine kurze Fahrt zur Apotheke. Sie beschreibt, was sie sah, als sie sich dem Fahrzeug näherte. "Ich sah, dass der Fahrer sehr verschwitzt war und schnell atmete, und bemerkte, dass seine Hände nicht am Lenkrad waren, und es stellte sich heraus, dass er masturbierte." Sie versteckte sich in dem Laden, stornierte die Fahrt und schrieb eine Beschwerde an Uber über die App, um den Vorfall zu schildern. Sie erhielt eine Antwort von einem Callcenter-Agenten in einem Golfstaat, der ihr sein Mitgefühl ausdrückte und sie aufforderte, bei der Polizei Anzeige gegen den Fahrer zu erstatten. Kurz darauf erhielt sie eine Nachricht auf der App, in der sich Uber für die Qualität der Fahrt entschuldigte und ihr versicherte, dass man sich mit dem Fahrer in Verbindung setzen werde.
Laila hat keine Anzeige bei der Polizei erstattet, und sie wurde auch nie über den Stand ihrer Beschwerde bei Uber informiert.
In anderen Fällen, wenn ich mich über eine Fahrt beschwere, antwortet man mir mit "Es tut uns leid für die Unannehmlichkeiten und wir werden dafür sorgen, dass die richtigen Schritte unternommen werden" und erstattet mir dann z. B. 50 LE. Einmal fragte ich nach den Schritten zur Bearbeitung einer Beschwerde, und man antwortete mir, dass es sich um interne Verfahren handele, die nicht weitergegeben werden könnten", so Farida über ihre Frustration mit dem Beschwerdesystem des Unternehmens.
Ali erhielt eine ähnliche Antwort, als er vor zwei Jahren seinen Rucksack bei einer Uber-Fahrt vergaß. "Eine Woche später erhielt ich über die App eine Antwort, dass man versucht habe, den Fahrer zu kontaktieren, er dies aber abgelehnt habe und man mir seine Kontaktdaten nicht geben könne. Als ich Einspruch erhob, sagte man mir, ich solle bei der Polizei Anzeige gegen ihn erstatten, wenn ich nicht zufrieden sei."
Auf die Frage, warum sie nicht nach Alternativen gesucht haben, führen die Kunden ein Gefühl der Vertrautheit und Bequemlichkeit an, weshalb viele den Dienst weiterhin nutzen, obwohl sie in Uber-Taxis unzufrieden waren und sogar Gefahren erlebt haben.
"Natürlich möchte ich den Dienst wechseln, aber nach acht Jahren fühlt es sich einfach seltsam an, alle meine Kreditkarten sind bei Uber", sagt Malak, eine 26-Jährige, die seit vielen Jahren Uber-Kundin ist, und fügt hinzu, dass es sich lohnt zu hinterfragen, warum sie den Fahrdienst trotz der Alternativen immer noch nutzt.
"Ich wusste nicht, dass es Alternativen gibt", sagt Laila und erklärt, warum sie keine der neueren Konkurrenz-Apps wie InDrive oder Didi nutzt. "Ich hatte das Gefühl, dass Uber bequemer ist."
Mada Masr hat sich mehrfach an Uber gewandt, um zu erfahren, ob die Kostensenkungen zu einer Verschlechterung des Sicherheitsniveaus für die Kunden beigetragen haben und ob Uber die Verantwortung für den Tod von Habiba al-Shamaa übernommen hat, hat jedoch keine Antwort erhalten. Als "Sicherheitsmaßnahme" bietet das Unternehmen seinen Kunden jedoch seither eine Funktion zur Sprachaufzeichnung während der Fahrt an, die zuvor nur in Alexandria verfügbar war.
Mada Masr fragte Uber auch, ob das Unternehmen Maßnahmen ergreifen werde, um sicherzustellen, dass sich ähnliche Vorfälle nicht wiederholen, und erhielt ebenfalls keine Antwort.
Mittlerweile nehmen die Bemühungen den Fahrdienstanbieter zur Verantwortung zu ziehen Gestalt an. Der Anwalt Amr Abdel Salam reichte eine Klage ein, um Uber und Careem die Lizenzen für den Betrieb in Ägypten zu entziehen, und Abgeordnete forderten, den Betrieb von Uber in Ägypten zu stoppen oder das Unternehmen zu verpflichten, einen Verwaltungssitz im Land zu eröffnen. Vertreter des Unternehmens erschienen am Montag vor dem Telekommunikationsausschuss des Repräsentantenhauses zusammen mit Beamten des Verkehrs- und des Telekommunikationsministeriums, die für die Lizenzierung von Fahrdiensten zuständig sind, um mögliche Mechanismen zu erörtern, die diese Unternehmen sicherer machen sollen, darunter Drogentests und das Anbringen von SOS-Tasten.
Auf den Plattformen der sozialen Medien wurden Aufrufe zum Boykott des Dienstes laut, wo Einzelpersonen auf die wiederholten Fälle von Übergriffen auf Frauen, die oberflächliche Qualität der Sicherheitsfunktionen von Uber und das Fehlen eines Mechanismus, um das Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen, hinwiesen.
In der Zwischenzeit hat eine weitere Frau, die bei einer Uber-Fahrt angegriffen wurde, Schlagzeilen gemacht. Laut der in den sozialen Medien veröffentlichten Aussage von Sally Awad, der Schwester der Frau, forderte der Uber-Fahrer, der sie am 11. Mai vom Bezirk Fifth Settlement nach Sheikh Zayed fahren sollte, sie zunächst auf, die Fahrt stornieren und ihn direkt in bar zu bezahlen, und brachte sie dann von der Route zu einem abgelegenen Ort, wo er mit einem Messer in der Hand versuchte sie zu vergewaltigen. Der Fahrer wurde festgenommen und es wird gegen ihn ermittelt.
Uber drückte erneut seine "tiefe Traurigkeit" aus und erklärte, dass es das Konto des Fahrers gesperrt und ein Mitglied der Familie des Opfers kontaktiert habe, um ihre Unterstützung anzubieten, sobald sie von dem Fall Kenntnis erlangten.
